Energiezukunft

Durch die Kehrtwende der Kanzlerin über Nacht, fehlt für die Energieerzeugung die erforderliche Sicherheit, die zuvor mit der SPD / Grünen Regierung ausgehandelt worden ist. Dazu kommt, es geht bei der Energiewende nicht nur um den Ausstieg aus der Kernenergie – sondern auch um den Ausstieg aus der Kohle. Bis 2022 müsste rund die Hälfte der deutschen Kohlekraftwerke altersbedingt vom Netz.

Der Kohleanteil am Strom Mix  von derzeit 42 Prozent müsste abgebaut werden, wird aber auf über 50 Prozent klettern. Zurzeit sind über 20 neue Kohlekraftwerke in Planung oder schon im Bau; sie erreichen eine Gesamtleistung von über 20 Gigawatt. Damit könnte man rein rechnerisch die derzeit noch im Einsatz befindlichen Atommeiler ersetzen. Doch Kohlekraftwerke passen nicht in das Konzept der nachhaltigen Energiewende:Wenn ausreichend in Netze und fossile Kraftwerke investiert wird, wird es Blackouts nicht geben. Die gute Nachricht: Da es neben preistreibenden auch preissenkende Faktoren gibt, wird der Strompreis nicht explodieren.

Preistreibend wirkt:

die Zunahme der Netzentgelte durch den Ausbau der Stromnetze.

die Zunahme der EEG Umlage.

Mit dem Zubau der erneuerbaren Energien sinkt allerdings der Strombörsenpreis. Mit sinkendem Börsenpreis steigt allerdings die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien. Also muss die CO 2 Umlage erhöht werden, damit der Börsenpreis steigt und sich dadurch die Differenz die Umlage mindert.

Preismindernd wirkt:

der Wettbewerb und mehr Stromimporte. Vor allem können energieintensive Branchen von sinkenden Börsenpreisen profitieren, zudem sind sie weitgehend von den Zahlungen zur Förderung erneuerbarer Energien, Ökosteuer und den Kosten des Emissionshandels befreit.

Wer zahlt diese Energiewende?

Die Anfangsinvestitionen der Energiewende werden sicherlich zum größten Teil von Unternehmen getätigt werden, aber auch die öffentliche Hand. Der Energie- und Klimafond, der als Sondervermögen des Bundes zur Förderung einer nachhaltigen Energieversorgung eingerichtet wurde, speist sich beispielsweise aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten. Der CO2-Preis sinkt jedoch kontinuierlich, da es eine überschüssige Menge an Zertifikaten im Markt gibt und sinkende Emissionen durch die wirtschaftliche Entwicklung die CO2-Preise weiter fallen lassen. Nur wenn es Europa gelingen sollte, die überschüssigen Zertifikate vom Markt zu entfernen und dynamische Emissionsobergrenzen definiert werden, kann der Markt funktionieren und die Preissignale können die richtigen Anreize setzen. Auf europäischer Ebene wehrt sich vor allem Polen gegen diese Maßnahmen. Derart niedrige CO2-Preise führen einerseits zu sinkenden Einnahmen im Energie- und Klimafonds. Andererseits machen sie den Bau von Kohlekraftwerken attraktiv. Beides ist für eine nachhaltige Energiewende problematisch.

Investitionsbedarf: über 200 Milliarden Euro bis 2022

Nach Schätzung des Bundesumweltministeriums müssen bis zu 122 Mrd. Euro in den kommenden 10 Jahren für erneuerbarer Energien investiert werden.

Für den Netzausbau veranschlagt die Bundesnetzagentur eine Größenordnung von bis zu 25 Milliarden Euro in den kommenden 15 Jahren,

die KfW beziffert die Kosten auf bis zu 75 Mrd. Euro. Für die energetische Gebäudesanierung werden pro Jahr bis zu 3,5 Milliarden Euro Fördermittel benötigt. Wichtig: Das sind zwei Milliarden Euro mehr als derzeit im Förderprogramm der KfW-Bank vorgesehen.

Für zusätzliche Gaskraftwerkskapazitäten von bis zu zehn Gigawatt müssen bis zu 15 Milliarden Euro investiert werden, und zwar von privaten Investoren wie Stadtwerken, sowie Infrastruktur- und Energieunternehmen.

In der Summe kommt man so auf Investitionen von über 200 Milliarden Euro in den kommenden 10 Jahren. Am Anfang der Energiewende sind Stromproduktionskosten mittels erneuerbarer Energien relativ zu konventioneller Energie noch teurer. Doch durch steigende CO2 Preise werden Kohlekraftwerke wirtschaftlich tendenziell eher unattraktiver. Die Kosten für fossile Energien, insbesondere für Öl, werden steigen, die für erneuerbare Energien im Zeitablauf dagegen sinken. Durch den Umbau des Energiesystems und durch das Energiesparen können steigende Kosten aufgrund fossiler Energieträger vermieden werden.

Finanzkrise könnte Investitionen verzögern

Kann oder muss es sich Deutschland in Zeiten turbulenter Finanz- und Schuldenkrisen überhaupt leisten, eine Energiewende umzusetzen? Werden Unternehmen abwandern? Ist gar die Energiewende in Gefahr? Die Finanzkrise überschattet derzeit in der Tat die notwendigen Veränderungen der Energiewende. Können die sogenannten Stromautobahnen, die den Windstrom von Norden nach Süden transportieren, oder aber die Stromtrassen ins europäische Ausland als auch die Verteilnetze zur optimalen und intelligenten Kopplung von Stromangebot und –nachfrage rechtzeitig gebaut werden. Wenn man bedenkt, dass der Bau der notwendigen Infrastruktur von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme bis zu 10 Jahre dauern kann, wird schnell deutlich, wie rasch die Investitionen getätigt werden müssen. Die Finanzkrise kann somit die notwendigen Investitionen verzögern. Können wir uns diese Regierung weiter leisten oder müssen wir schnellstens mehr auf dezentrale Stromerzeugung setzen und nicht den Strom aus der Nordsee nach Bayern transportieren. Noch gibt es keinen funktionierenden europäischen Verbund. Nationale Planungen  und Abschottungen helfen nicht. Es ist eine übergeordnete Gesamtplanung mit dezentraler Verantwortung in den Gebietskörperschaften zur Sicherheit notwendig. Ein Black Out darf nicht riskiert werden. Dazu ein spannendes Buch

Die Energiewende ist ein Wachstumsmotor

Unternehmen werden seit längerem danach bewertet, ob sie in ihren mittel- und langfristigen Zielen eine nachhaltige Umwelt- und Energiepolitik verfolgen. Dabei werden nicht nur die Maßnahmen zur Verbesserung des Klimaschutzes in den Blick genommen, sondern auch die Frage nach der sozialen Verantwortung der Unternehmen gestellt. Firmen, denen es gelingt, die zentralen Herausforderungen des Klimaschutzes und des nachhaltigen Umgangs mit Energie und Rohstoffen zu bewerkstelligen, werden ohnehin marktwirtschaftlich die Nase vorn haben. Eine kluge Energiewende birgt somit mehr wirtschaftliche Chancen als Risiken. Gleiches muss für die Politik gelten.

Demokratisch gewählte Vertreter müssen wieder das Heft des Handelns übernehmen und nicht auf die Führerschaft der Industrie warten und vertrauen.